Gemeinsam stark: Künstler und Ärztin im Heidekreis-Klinikum schaffen mit Tanztherapie kleine Wunder

Die Frage nach dem Schicksal oder dem Zufall beschäftigt die Menschen seit jeher. Einige Menschen glauben an ein vorherbestimmtes Schicksal, das ihr Leben lenkt. Andere gehen davon aus, dass sie ihr Schicksal durch eigene Entscheidungen formen oder der Zufall alles entscheidet.

Schicksal oder Zufall? Über die befreundeten Kinder, das Heimatland Spanien und die Kunst - die Malerei - entwickelte sich bereits vor über 20 Jahren eine Freundschaft zwischen dem Künstler Antonio Velasco Muñoz (1969 in Sevilla geboren) und der Ärztin Carmen López Herrero. Antonio Velasco Muñoz, der momentan in der Galerie der Arbeitskammer Bremer einen Teil seiner Bilder ausstellt, malt in schwarz-weiß. „Erinnerungen“ sind ein häufiges Thema in seiner Kunst, insbesondere seitdem seine Mutter vor einigen Jahren an Alzheimer erkrankt ist. In den letzten Monaten hat der Künstler seine Mutter mehrere Monate in Spanien gepflegt.

Schicksal oder Zufall? Der Vater von Carmen López Herrero ist an Demenz erkrankt.  „Natürlich haben wir uns darüber ausgetauscht, wie wir unseren erkrankten Eltern helfen können", sagt Carmen López Herrero, Sektionsleiterin der Neurologie am Heidekreis-Klinikum. Die Ärztin hatte schon vor einigen Jahren die positiven Auswirkungen von Musik- und Tanztherapie bei Demenz-, Schlaganfall- und Parkinsonpatienten erkannt: „Besonders durch das Hören von vertrauten Liedern können positive Gefühle und Erinnerungen geweckt werden. Tanztherapie wiederum verbessert die körperliche Beweglichkeit und das Gleichgewicht, aber auch die Stimmung – und es fördert soziale Interaktion,“ erklärt sie. Da diese Therapieformen allerdings nur als alternative oder ergänzende Behandlungsmethoden angesehen sind, werden ihre Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen. Carmen López Herrero: „Also hat Antonio beschlossen, eine Lithographie zu erstellen. Über 40 Drucke hat er verkauft und finanziert mit dem Erlös von insgesamt 3.000 Euro die einmal wöchentlich stattfindende Tanztherapie für unsere Patientinnen und Patienten im Heidekreis-Klinikum.“ 

Schicksal oder Zufall? Dieses Herzensprojekt der beiden, über das Ende 2021 eine Zeitung in Bremen berichtete, erweckte auch die Aufmerksamkeit des Tänzers und Choreographen Dennis Jauch aus Los Angeles, dessen Vater an Parkinson erkrankte. „Ich bin in Bremerhaven aufgewachsen, meine Eltern hatten hier eine Tanzschule,“ erzählt er. Seine Eltern wurden dreimal Weltmeister im Lateintanz, er selbst unterrichtet bereits als 13jähriger eigene Klassen – und erlebte, wie sein Vater an Parkinson erkrankte. Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, die sich durch Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit, langsame Bewegungen und Gleichgewichtsprobleme auszeichnet. „Trotz dieser Erkrankung unterrichtete mein Vater noch und erzählte am Abend immer, wie viel besser es ihm dadurch ging.“ Durch seine eigenen Erfahrungen entwickelte der Vater von Dennis Jauch die Tanztherapie für Krankenhäuser – und Carmen López Herrero startete in 2020 als Oberärztin in einer Bremer Klinik damit. „Als ich dann als Leitende Oberärztin an das Heidekreis-Klinikum wechselte, war mir klar, dass ich das Projekt Tanztherapie hier anbieten und noch weiter ausbauen wollte.“

Ende letzten Jahres traf sich Ärztin Carmen López Herrero mit Dennis Jauch, der gemeinsam mit seiner Ehefrau, der britischen Sängerin und Songwriterin, Leona Lewis („Bleeding Love“) soziale Projekte unterstützt und als ehemaliger Tanz-Profi und Entertainment Unternehmer großer Shows in Amerika, aber auch Deutschland Karriere machte (u.a. Choreograph bei „Deutschland sucht den Superstar“; tanzte u.a. mit Beyoncé und Alicia Keys), um zu besprechen, wie erfolgreich die Tanztherapie bei Menschen, die an Parkinson oder auch Demenz erkrankt sind. Spontan bot Dennis Jauch an, Schirmherr des Tanztherapie-Projektes im Heidekreis-Klinikum zu werden: „Natürlich möchte ich, dass das Tanztherapie-Projekt meines Vaters im Heidekreis-Klinikum auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden kann. Und ich habe weitere Pläne: „Ich möchte, dass die Tanztherapie bundesweit in Kliniken bekannt wird.“

Diesen Wunsch unterstützt auch das Heidekreis-Klinikum. Özgen Isik-Obersteller, Chefärztin der Inneren Medizin, Geriatrie, Stroke Unit/Neurologie: „Wir planen, einen Verbund „Tanzender Krankenhäuser“ ins Leben zu rufen und – mit der Unterstützung von Dennis Jauch –  auch Videos für Krankenhäuser zu produzieren, die zeigen, was bei der Anwendung der Tanztherapie bei Patientinnen und Patienten beachtet werden muss.“

Egal, ob es nun Schicksal oder Zufall war, der die Menschen Carmen López Herrero, Antonio Velasco Muñoz und Dennis Jauch zusammengeführt hat – eines steht fest: Ihr gemeinsames Wirken tut Gutes!

 

Am 07. Juni fand im Heidekreis-Klinikum der „Fokusabend Tanztherapie“ statt, bei dem der Künstler Antonio Velasco Muñoz  für sein Engagement gewürdigt wurde. Vor den rund 70 Gästen stellte sich Tänzer und Choreograph Dennis Jauch als Schirmherr des Projekts „Tanztherapie am Heidekreis-Klinikum“ vor. Vorträge von Chefärztin Özgen Isik-Obersteller, Carmen López Herrero, Sektionsleiterin Neurologie und Professor Dr. Gunter Kreutz, Systemische Musikwissenschaft/Universität Oldenburg, erklärten die Bedeutung der Tanztherapie für Patienten mit neurologischen Erkrankungen, wie Demenz, Schlaganfall oder Parkinson. Wer das Projekt Tanztherapie im Heidekreis-Klinikum auch finanziell unterstützen möchte, weitere Informationen finden Sie unter:  https://www.heidekreis-klinikum.de/ueber-uns/fundraising/

Wir sind zertifiziert:

Zertifikat
Zertifikat
Zertifikat
Zertifikat
Zertifikat
powered by webEdition CMS