20 Jahre Psychiatrie am Heidekreis-Klinikum in Walsrode

Am 01. Juli 2021 feiert die Fachabteilung Psychiatrie und Psychotherapie am Heidekreis-Klinikum ihr 20-jähriges Bestehen. Chefarzt Dr. med. Florian Gal leitet die Abteilung mit insgesamt 61 Plätzen, dazu gehören noch die Tageskliniken mit 31 Plätzen, die ambulante PIA (= Psychiatrische Institutsambulanz), das ambulante und auch zu den Patient:innen kommende Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) Heidjers:Help und das Projekt „KidsTime". „Vor genau einem Jahr habe ich die Leitung dieser Abteilung übernommen. Trotz Corona haben mein Team und ich im letzten Jahr sprichwörtlich viel bewegt: Wir bieten unseren Patient:innen Videosprechstunden, haben das GPZ „Heidjers:Help" gegründet und unsere Stationen sind komplett renoviert worden."

Eine Gegenbewegung PRO Patienten
2001 wurde die Fachabteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Heidekreis-Klinikum als eine von mehreren Gegenbewegungen zum „Wegschicken" von psychisch schwer Erkrankten in große Zentren von Landeskrankenhäusern aufgebaut. „Erkrankte," so erinnert sich Melanie Schultz, pflegerische Bereichsleitung aller psychiatrischer Stationen, „sollten nah an ihren Wohnorten behandelt werden."
Der damalige Chefarzt, Friedrich Landzettel verfolgte den sogenannten humanistischen Ansatz während der Gründungsphase. „Das heißt, Patient:innen wurden nicht in die jeweiligen Krankheitsbilder auf verschiedene Stationen verteilt," erinnert sich Stationsleitung Schultz. Eine gute Idee, die aber in der Realität zu Problemen führte: Sobald Patient:innen schwer erkrankt waren, zum Beispiel Gefährdungspotenzial zeigten, musste die komplette Station geschlossen werden. Das führte, verständlicherweise, zu großem Unmut bei anderen Patient:innen.
Heute gibt es drei verschiedene Stationen: Eine Station, die A1, ist für psychosomatische Patienten vorbehalten, die Station D1 für allgemein psychiatrisch Erkrankte und die Station D0 mit eigenem Außenbereich. „Diese Station ist unsere beschützende Einheit für Menschen in einer schweren Krise. Die D0 könnte man auch die „psychiatrische Intensivstation" nennen," erklärt Chefarzt Dr. Gal.
Trotz der Trennung der Patienten nach Schweregrad und aktueller Ausprägung der Erkrankung, besteht der Grundgedanke der Sozialpsychiatrie bis heute. Dr. Gal: „Es ist mir und meinem Team sehr wichtig, alle unsere Patienten als mündige Menschen mit eigenen Ansichten und Meinungen zu behandeln. Ich bin überzeugt davon, dass wir für jede Patientin, jeden Patienten stets die individuell passende Therapie finden müssen."

Psychische Erkrankungen sind heute deutlich weniger stigmatisiert.
Auf der Psychotherapiestation A1 mit 18 Betten, werden zum Beispiel stressbedingte Erkrankungen und Depressionen behandelt. Dr. Gal: „Es ist unser Ziel, Patienten mit akuten Symptomen schnell helfen zu können. Liegt eine Krankenhauseinweisung vor, ermöglichen wir eine schnelle Aufnahme mit kurzen – manchmal sogar ohne – Wartezeiten."
Es gäbe eine Zunahme seit der Pandemie an Angsterkrankungen und Depressionen, sind sich Stationsleitung Schultz und Chefarzt Gal einig. Dr. Gal: „Das Cave-Syndrom, sprich die Angst vor der Normalität nach der Pandemie, der Gedanke, dass man seine „Höhle", in der man geschützt war, wieder verlassen muss, macht vielen große Angst." Diese „erlernte Angst", so Dr. Gal „ist glücklicherweise gut behandelbar. Bei uns im Heidekreis-Klinikum kombinieren wir die Behandlungsmethoden der Verhaltenstherapie mit der Tiefenpsychologischen Psychotherapie und der Systemischen Therapie. Wir bieten ein multimodales Therapieangebot an: Zu Einzeltherapie- und Gruppentherapiesitzungen bieten wir auch ergänzende Verfahren, sprich Spezialtherapien wie Ergotherapie, Bewegungs- und Fitnessangebote, Gartentherapie, Töpfer- und Kunstangebote, Entspannungsverfahren und Aromatherapie an."

Ausblick in die Zukunft
Spätestens zum Jahresanfang 2022 wird die Tagesklinik direkt in das HKK am Standort Soltau umziehen. Grund: Die Räumlichkeiten der Jugendstil-Villa sind nicht gut nutzbar für Gruppentherapien. Das hat die Corona-Pandemie nochmals ganz deutlich gemacht: „Wir mussten die Gruppen deutlich verkleinern, so dass wir deutlich weniger Patient:innen behandeln konnten." Da die Plätze in der Tagesklinik sehr begehrt sind, war das besonders frustrierend, sowohl für die wartenden Patienten als auch für die Mitarbeitenden, die immer wieder Patienten auf spätere Termine vertrösten mussten.
Dr. Gal: „Außerdem möchten wir im nächsten Jahr – da sind wir ja sprichwörtlich volljährig, also 21 Jahre alt – gemeinsam mit der Bevölkerung des Heidekreises diesen Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür feiern."

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