„Das Leben ist schön“ – 4.000 Euro Spende als Dankeschön und Anerkennung für die Palliativstation des Heidekreis-Klinikums

Walsrode. „Es wissen noch viel zu wenige Menschen, was auf der Palliativstation geleistet wird,“ sagt Jan Renken und sein Bruder Tilo fügt hinzu: „Wir möchten, dass das bekannt wird – und mit unserer Spende auch Dankeschön sagen und etwas zurückgeben.“

Jan und Tilo Renken, Geschäftsführer der Firma R+G Metallbau haben im Frühjahr letzten Jahres die Palliativstation des HKK Walsrode kennengelernt, „weil unsere Mutter, die zwar im Landkreis Celle lebte, hier im Heidekreis-Klinikum stationär aufgenommen werden wollte.“ Zwei Gründe gab es dafür: „Zum einen war unsere Mutter Krankenschwester am Heidekreis-Klinikum in Soltau gewesen, zum anderen „war sie von der guten Arbeit des Palliativteams des Heidekreis-Klinikums überzeugt,“ so Jan Renken.

Im Frühjahr 2022 war bei der damals 56jährigen Frau ein Lungentumor diagnostiziert worden, im fortgeschrittenem Stadion, nicht mehr behandelbar. Es war für die gesamte Familie ein Schock, der alle unvorbereitet traf. Jan Renken rät deshalb heute rückblickend: „Es ist wichtig, über das Sterben, über den Tod zu sprechen. Niemand sollte dieses Thema ausklammern, alles sollte offen besprochen werden, zum Beispiel: Wie möchte man selbst beerdigt werden?“

Dr. Roland Heitmann, Leitender Arzt der Palliativstation erinnert sich gut an die Mutter von Jan und Tilo Renken: „Sie wusste ganz genau, was passiert, sie lebte und starb selbstbewusst und selbstbestimmt.“ Katrin Handschack, stellvertretende Stationsleitung Pflege ergänzt: „Es gab noch einige bei uns, die Jans und Tilos Mutter als Kollegin kannten. Sicher hat das Wissen, das sie als Krankenschwester hatte, ihr auch geholfen, so offen mit ihrer Familie zu reden.“ Manchmal sei diese Offenheit fast überfordernd gewesen, erinnern sich die Söhne Jan und Tilo: Die Mutter hatte ihre Beerdigung bis ins kleinste Detail geplant, persönlich mit einer Trauerrednerin gesprochen, sogar eine Playlist mit Musikstücken erstellt. Jan Renken: „Meine Mutter hat die letzte Zeit mit uns ganz intensiv genutzt. Heute weiß ich, dass wir deshalb anfangen konnten, ihren Tod bereits zu ihrer Lebzeit zu verarbeiten. Ich glaube nicht, dass ich heute so offen über den Tod meiner Mutter sprechen könnte, wenn sie mich – wenn sie uns – nicht darauf vorbereitet hätte.“

Der Zeit ganz viel Leben geben – genau das hat die Mutter von Jan und Tilo Renken getan: In ihren letzten Wochen besuchte sie das Schützenfest ihres Vereins, empfing viele Freunde zu Besuch und machte noch ein Fotoshooting mit ihrer Familie. „All das hat uns sehr gefordert,“ so Jan Renken, „aber es hat diese schwere Zeit auch erträglich gemacht. Wir haben diese Zeit nicht als bedrückend wahrgenommen, sondern wir sind in dieser Zeit in diese Situation, in das Bewusstsein, dass unsere Mutter sterben wird, hineingewachsen.“ Zweimal war Jan und Tilos Mutter Patientin auf der Palliativstation, zwischendrin zum Abschied nehmen, für zwei Wochen Zuhause, die letzten Lebenstage verbrachte sie im Hospiz, wo sie in den Armen ihrer Kinder, ihres Mannes starb.

Dr. Heitmann: „In dieser Familie herrschte – in diesem Fall durch die Mutter selbst – keine Sprachlosigkeit. Und das ist sehr wichtig! Wir legen alle sehr viel Wert darauf: Es ist ein großer Teil unserer Arbeit auf unserer Palliativstation.“ Kunsttherapeuten, Seelsorge, Psychologen, Ärztinnen und Ärzte, Pflegende: Alle versuchen, dass Gespräche zwischen Angehörigen und Sterbenden möglich sind. „Unsere Mutter und wir haben uns auf der Palliativstation nicht nur wohl sondern auch sicher gefühlt. Wir hatten stets die Möglichkeit, Fragen zu stellen, zu reden, wir wussten, dass unsere Mutter nicht an Schmerzen leiden musste, aufgrund der medizinischen Versorgung,“ so Jan Renken. Und alles geschah in enger Abstimmung mit der Patientin: „Wir haben ihre Wünsche erfüllt,“ so Dr. Heitmann.

Als die Mutter im Sommer letzten Jahres in den Armen ihrer drei Kinder und ihres Mannes verstarb, „haben wir das getan, was sie sich gewünscht hatte,“ sagt Jan Renken. „Wir haben das Leben gefeiert. Unsere Mutter hatte uns gesagt – es ist ein Zitat aus einem Song von Sarah Connor ,Das Leben ist schön‘: ,Ich will, dass ihr feiert, ich will, dass ihr tanzt. Mit 'nem lächelnden Blick und 'nem Drink in der Hand. 'N Heißluftballon, auf dem riesengroß steht 'Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht.‘“

Jan und Tilo Renken, die gesamte Familie, haben ihrer geliebten Mutter und Ehefrau diesen letzten Wunsch erfüllt, die Trauerfeier in ihrem eigenen Garten zu halten – trotz der großen Trauer, die sie alle in sich trugen. Jan Renken: „Viele unserer Trauergäste, Freunde unserer Familie und Mutter, sagten mir später: „So soll meine Trauerfeier auch einmal sein: Würdevoll, schön, eine Hymne an das Leben.“

Aber dazu, so Jan und Tilo Renken, „müssen wir alle miteinander darüber sprechen, wie wir sterben wollen.“ Deshalb sei es wichtig, dass sich jeder Mensch mit dem Thema Tod auseinandersetze – „und auch weiß, dass es Palliativstationen gibt, wo die Erkrankten, aber auch ihre Familien dann Hilfe bekommen können.“ Mit der großzügigen Spende über 4.000 Euro „ist unser Engagement für die Palliativstation des Heidekreis-Klinikums nicht vorbei,“ sagt Jan Renken. „Meine Mutter hat sich gewünscht, dass wir die Arbeit dieser Station bekannt machen.“ Bruder Tilo Renken fügt hinzu: „Das werden wir auch.“

Foto: ©Heidekreis-Klinikum: (v.l.n.r.) GF HKK, Dr. med. Rogge; stellv. Stationsleitung Palliativstation Pflege, Katrin Handschack; Ärztliche Leitung Palliativstation, Dr. med. Heitmann; GF R+G Metallbau, Jan Renken; GF R+G Metallbau, Tilo Renken

 

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