In den letzten Wochen sorgte die Berichterstattung über das Praktische Jahr (PJ) an der Berliner Charité für Aufsehen. Medizinstudierende berichteten von überfüllten Stationen, unzureichender Betreuung und einem Mangel an praktischen Erfahrungen. Doch wie sieht es abseits der großen Metropolen aus? Im Heidekreis-Klinikum hat Marcel Borchert eine ganz andere Realität erlebt.
Ein entscheidender Teil der medizinischen Ausbildung
Wichtig zu wissen: Das Praktische Jahr (PJ) ist für Medizinstudierende ein entscheidender Abschnitt ihrer Ausbildung. Es ist die Zeit, in der theoretisches Wissen in der Praxis angewendet wird und sich angehende Ärzte auf ihren Beruf vorbereiten.
Im Vergleich zu vorherigen Stationen an großen Universitätskliniken, wo oft mit seltenen Erkrankungen gearbeitet wird, begegnen Studierende wie Marcel Borchert in der Fachabteilung Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Heidekreis-Klinikum den gängigen Volkskrankheiten. Vom entzündeten Blinddarm über akute Gallenblasenentzündungen bis hin zu Leistenbrüchen und Darmkrebs – die häufigsten Krankheitsbilder sind oft auch die herausforderndsten. „Hier im HKK habe ich gelernt, dass die häufigsten Krankheitsbilder oft auch die herausforderndsten sind“, erklärt Marcel Borchert, Medizinstudent kurz vor seinem Examen. „Es ist entscheidend, diese Krankheiten frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln.“
Praxisnahes Lernen im HKK
Die praktische Erfahrung im Heidekreis-Klinikum sei, Marcel Borchert, äußerst bereichernd: „Studierende haben die Möglichkeit, bei verschiedenen Operationen zu assistieren – sowohl bei abdominellen Eingriffen als auch bei gefäßchirurgischen Verfahren. Die Assistenz am Operationstisch ist nicht nur lehrreich, sondern auch spannend. Man arbeitet selbst mit Skalpell und Pinzetten in der Hand und führen die Kamera bei minimalinvasiven Eingriffen durch den Bauchraum eines Patienten, selbstverständlich immer unter der Anleitung eines erfahrenen Facharztes, so dass die Patientensicherheit stets gewährleistet ist.“
Der Umgangston im Operationssaal sei stets höflich und respektvoll, berichtet Marcel Borchert. Er habe zuvor andere Erfahrungen gemacht. „Im HKK sind alle Beteiligten rücksichtsvoll gegenüber der Unerfahrenheit von uns PJ-Studierenden und nehmen sich Zeit für Erklärungen.“
Dr. Andrea Hartmann, Ärztliche Direktorin und PJ-Beauftragte ergänzt: „Neben der Assistenz bei Operationen übernehmen Studierende bei uns am HKK auch kleinere Tätigkeiten wie zum Beispiel das Nähen von Wunden sowie die Erstbehandlung und Planung weiterer Therapien in der Notfallambulanz. EKG-Lesen und Ultraschalldiagnostik können erlernt werden. Die Studierenden haben eigene Patienten, für die sie unter Supervision eines erfahrenen Kollegen, verantwortlich sind. Diese Vielfalt an Aufgaben ermöglicht es ihnen, ein breites Spektrum an Fähigkeiten zu entwickeln. In den sehr praxisorientierten Seminaren und Unterrichtseinheiten kombinieren wir gern Theorie und Praxis und gehen Erkrankungen am Beispiel einzelner Patienten durch. Damit wird das Hintergrundwissen vertieft und gleichzeitig ein Bezug zu den Patienten hergestellt.“
PJ-Unterricht: Theorie trifft Praxis
Ein weiterer wichtiger Aspekt des PJs ist der Unterricht, der, so Marcel Borchert, in unregelmäßigen Abständen stattfindet. Marcel Borchert: „Besonders hilfreich war für mich ein Nahtkurs, bei dem Fähigkeiten am operativen Versorgen von Schweinehaut geübt wurden. Diese Kombination aus Theorie und Praxis hat mir geholfen, komplexe Themen besser zu verstehen. Es ist eine ganz andere Erfahrung, wenn man das Gelernte direkt anwenden kann.“
Ländliche Umgebung: Ein Pluspunkt
Viele PJler entscheiden sich gern für eine pulsierende Großstadt, in der Hoffnung auf aufregende Erfahrungen und ein vielfältiges Freizeitangebot. Doch die ländliche Umgebung Walsrodes oder Soltaus hat ihren eigenen Reiz, der oft unterschätzt wird. Marcel Borchert: „Für mich ist die Natur hier, mit ihren idyllischen Badeseen und ruhigen Wanderwegen, eine willkommene Abwechslung zur Erholung nach einem langen Arbeitstag.“ Kopf frei bekommen, Energie tanken, hier findet man einen Ausgleich, den viele in der hektischen Metropole vergeblich suchen.
Doch nicht nur die Natur trägt zur Lebensqualität bei: Auch die finanzielle Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung Heidekreis mit einem Stipendium von monatlich 500 Euro zusätzlich zum PJ-Gehalt, das vom Heidekreis-Klinikum gezahlt wird, entspannt enorm. „Das ist eine echte Hilfe“, betont Marcel Borchert. „Wir übernehmen in Vollzeit Arzttätigkeiten und haben deshalb kaum Zeit für einen Nebenjob.“
Herausforderungen während des PJs
Trotz vieler positiver Erfahrungen gibt es auch Herausforderungen während des PJs im HKK. Für einige Medizinstudierende sind wiederholte Reisen zum Beispiel nach Hannover erforderlich – eine logistische Herausforderung aufgrund unzuverlässiger Bahnverbindungen. „Zweimal fielen Züge komplett aus“, berichtet PJler Borchert frustriert, „sodass ich ein Taxi nehmen musste.“
Zukunftsperspektiven im HKK
Mit der geplanten Zusammenführung der beiden Häuser zu einem Gesamtklinikum am Standort Bad Fallingbostel wird das HKK gut aufgestellt sein für die Zukunft. Neue medizinische Schwerpunkte können etabliert werden – Entwicklungen, die für Medizinstudierende von großem Interesse sind. „Ich kann mir gut vorstellen, nach meinem Studium hierher zurückzukehren“, äußert Borchert mit Überzeugung. „Die positiven Erfahrungen haben mich geprägt und motiviert.“
Fazit: Eine wertvolle Erfahrung
„Ich kann zukünftigen Medizinstudierenden nur empfehlen, ihr PJ im HKK zu absolvieren! Hier erhält man nicht nur eine fundierte Ausbildung“, lautet das einstimmige Fazit von Borchert,
„, sondern auch einen tiefen Einblick in die Realität des Arztberufs – in einer wunderschönen ländlichen Umgebung!“
Für alle Interessierten gibt es weitere Informationen zur Förderung für PJ-Studierende unter Wirtschaftsförderung Heidekreis, aber auch auf der Website des Heidekreis-Klinikums www.heidekreis-klinikum.de
Foto: Marcel Borchert (links) bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauches (Abdomens) nach einer Gallenblasenentfernung unter Supervision von Dr. med. Giese, Oberarzt der Viszeralchirurgie