Mehrere medizinische Fachkräfte in Schutzkleidung führen in einem modernen Behandlungsraum eine interventionelle Herzbehandlung durch; im Hintergrund sind Monitore mit Vitaldaten sichtbar.

Neue, minimal-invasive Methode revolutioniert die Behandlung von Herzschwäche mit undichter Herzklappe am Heidekreis-Klinikum

Allein in Deutschland leiden, so Zahlen der Deutschen Herzstiftung, über 1,8 Millionen Menschen an Herzschwäche, Tendenz steigend. Wer mit einer Herzinsuffizienz leben muss, ist in seiner Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Jetzt gibt es eine vielversprechende Neuerung am Heidekreis-Klinikum in Soltau: Eine minimal-invasive Behandlung, die den Heilungsprozess beschleunigt und für Patienten deutlich schonender als andere operative Eingriff ist.

Im Gespräch erklärt Dr. Hartmann, Chefärztin für Kardiologie und Innere Medizin, wie diese innovative Methode funktioniert und weshalb sie für viele Betroffene eine echte Hoffnung ist.

Frau Dr. Hartmann, Herzinsuffizienz betrifft weltweit etwa 20 Millionen Menschen. Können Sie uns erklären, was genau diese Erkrankung ist?

Dr. Hartmann: „Herzinsuffizienz bedeutet, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut durch den Körper zu pumpen, um die Bedürfnisse des Körpers zu erfüllen. Das kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel eine geschädigte Herzklappe oder eine Schwäche des Herzmuskels. Für die Betroffenen bedeutet das oft Luftnot, Erschöpfung und eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität.“

Es gibt ja verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Was ist die herkömmliche Vorgehensweise bei Herzinsuffizienz?

Dr. Hartmann: „In der Regel beginnt man mit Medikamenten, um die Belastung des Herzens zu verringern und die Symptome zu lindern. Wenn Medikamente nicht mehr ausreichen, kommen operative Eingriffe in Betracht – beispielsweise der Austausch oder die Reparatur einer Herzklappe oder andere Verfahren. Allerdings sind manche dieser Eingriffe sehr invasiv und nicht immer für jeden geeignet.“

Sie haben kürzlich eine neue Behandlungsmethode am Heidekreis-Klinikum vorgestellt. Können Sie uns dazu mehr erzählen?

Dr. Hartmann:  „Wir setzen jetzt eine minimal-invasive Technik ein, das sogenannte Carillon-System für die Behandlung bei stark undichter Mitralklappe, welche eine der vier Herzkappen ist. Es handelt sich dabei um ein innovatives Verfahren, das ohne große, offene Operation auskommt und somit den Heilungsprozess deutlich verkürzt.“

Wie funktioniert dieses Carillon-System genau?

Dr. Hartmann: „Bei diesem Verfahren wird ein spezielles Implantat mithilfe eines Katheters durch eine Vene in das Herz eingeführt – entweder über die Halsvene oder eine Beinvene im Beckenbereich. Unter Röntgenkontrolle wird das Band gespannt und so die Form der Mitralklappe neu angepasst. Ziel ist es, den Rückfluss des Blutes zu verringern und die Funktion des Herzens insgesamt zu verbessern.“

Wie lange dauert so ein Eingriff?

Dr. Hartmann: „Der Eingriff dauert etwa zwei Stunden und erfolgt in einer Sitzung, dazu kommen noch Vor- und Nachuntersuchungen. Die meisten Patienten können bereits zwei Tage nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen.“

Und wie sieht die Genesung aus? Ist sie schnell?

Dr. Hartmann: „Ja, wie gesagt, in der Regel bleiben Patienten nur wenige Tage im Krankenhaus, wobei wir sie sehr eng überwachen, besonders bei weiteren Vorerkrankungen wie zum Beispiel Nierenschwäche. Die volle Wirkung zeigt sich erst nach etwa drei Monaten, wenn sich die Herzhöhlen wieder verkleinern und die Funktion verbessert. Erfreulich ist, dass ich unseren Patienten meist direkt am Tag nach dem Eingriff auf dem Krankenhausflur begegne und viele mir bereits berichten können, dass sie schon jetzt das Gefühl haben, deutlich besser Luft zu bekommen.“

Welche Vorteile bietet diese minimal-invasive Methode im Vergleich zu traditionellen operativen Verfahren?

Dr. Hartmann: „Der große Vorteil ist, dass auf eine offene Operation verzichtet werden kann – was vor allem bei Patienten mit vorherigen Operationen im Brustbereich oder anderen Risikofaktoren sehr wichtig ist, bzw. einen solchen Eingriff gar nicht möglich machen würde.“

Gibt es auch Grenzen oder Fälle, in denen diese Methode nicht angewendet werden kann?

Dr. Hartmann: „Ja, natürlich gibt es Grenzen. Bei stark verkalkten Klappen oder bestimmten anatomischen Voraussetzungen ist das -Verfahren nicht geeignet. Dann müssen andere Optionen geprüft werden.“

Abschließend: Was bedeutet diese Innovation für Patienten mit Herzinsuffizienz?

Dr. Hartmann: „Für viele Betroffene bedeutet es eine echte Chance auf Besserung ihrer Lebensqualität – schneller Genesung, weniger Risiken und bessere langfristige Ergebnisse. Es ist ein bedeutender Fortschritt in der Behandlung von Herzinsuffizienz mit stark undichter Mitralklappe.“

 

Foto im Anhang: Hier implantiert Chefärztin Dr. Hartmann gemeinsam mit Feras Osman, Leitender Oberarzt, bei einer Patienten die Spange, die die Mitralklappe rafft im Herzkatheterlabor. Foto: HKK/Dr. Moser.

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